Die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) bietet seit neuestem ein Produkt namens START an, welches einen kostenlosen Zugriff auf die VAO APIs liefert und somit einen ersten Schritt in Richtung Open Service/Open Data der Österreichischen Öffi Verkehrsdaten setzt. Wir freuen uns und begrüssen diesen Schritt ausdrücklich und wollen hervorheben, was daran wichtig und gut ist, gleichzeitig aber auch darauf hinweisen, wieso dieser erste Schritt noch nicht weit genug geht um von einem erfolgreichen Start zu sprechen – und warum wir zwar die Öffnung begrüßen, dies aber kein Open Data oder Open Service ist.
Positiv
- Routing und Abfahrtsdaten öffentlicher Verkehrsunternehmen sind erstmals österreichweit kostenlos jedem zugänglich. Damit können Apps und Services von Dritten entstehen, mit denen zusätzlicher Mehrwert sowohl für Öffi-Fahrgäste als auch öffentliche Verkehrsbetriebe geschaffen wird.
- Eine kommerzielle Nutzung der Daten ist erlaubt, damit können theoretisch echte Produkte erstellt werden, welche auch langfristig gewartet und somit auch wirklich nützlich und gut werden können.
- START bietet zwar kein Service Level Agreement an, wird aber über die gleiche Infrastruktur wie die “normalen” Services der VAO betrieben, die START Produkte profitieren hier also kostenlos mit.
- Eine moderne Swagger Dokumentation ist vorhanden und erleichtert das entwickeln.
Negativ
- Das Limit von 100 Abfragen pro Tag macht eine tatsächliche kommerzielle Nutzung unmöglich. Wenn man davon ausgeht, dass typische UserInnen täglich irgendwo hin wollen (1 Abfrage) und dann wieder zurück (1 Abfrage) und dann noch jeweils noch auf die Abfahrtstafel schauen wollen (2 Abfragen) kann man als START User maximal 25 KundInnen haben – das ist einfach nicht rentabel. Zum Vergleich: Google Transport API bietet 1.333 Anfragen pro Tag kostenlos an. Echte Open Services wie das der Schweiz sind sogar komplett kostenlos.
- Es braucht bis zu 14 Tage, um einen Account bei der VAO zu bekommen, ein schnelles kurzes Ausprobieren ist nicht möglich. Vergleichbare Services bieten hier normalerweise eine automatisierte Registrierung an, wo man nach wenigen Sekunden loslegen kann.
- Die Verträge die über START hinaus gehen, sind nicht veröffentlicht – EntwicklerInnen wissen also nicht, welche Kosten auf sie zukommen würden, wenn sie ein größeres Paket als START brauchen. Diese Unsicherheit können kleine Unternehmen nicht eingehen.
Open Service vs Freies Kontingent
Wichtig festzuhalten ist dass VAO durch ihr START Produkt nicht als Open Service eingestuft werden kann. Open Services wie TFL London API, Wiener Linien, BART San Francisco, Linz AG API, OpenTransportData.swiss und weltweit tausende weitere sind kostenlos, egal wie viele Fair Use Abfragen man macht. Die Öffi Unternehmen übernehmen die Kosten, weil es in ihrem Interesse ist, viele nützliche Apps und Services zu haben, die ihr eigentliches Geschäft – die Nutzung der Öffis – erhöhen. Das VAO START Produkt ist also nur mit den “Free Tier” Produkten von kommerziellen Providern wie Google und Transport API vergleichbar – und selbst hier leider wie erwähnt noch zu klein, um über einen kleinen Test hinaus nützlich zu sein.
Zusammengefasst ist es erfreulich dass es ein START Produkt gibt, denn es zeigt auf was hier potenziell möglich wäre wenn man ein paar „Schräubchen“ drehen würde. Derzeit ist es nur zum Experimentieren nützlich – echte innovative Produkte von kleineren Unternehmen wird es in dieser Form noch nicht ermöglichen, es bräuchte:
- Eine Anhebung der kostenlosen “Abfragen pro Tag” auf marktübliche Zahlen wie 1.000-10.000 Abfragen pro Tag.
- Die Kosten der größeren Verträge müssten veröffentlicht werden damit EntwicklerInnen schon vor Implementierung wissen können ob sich die Nutzung der VAO API langfristig überhaupt rentieren kann.
- Die Kosten der größeren Verträge müssten darüber hinaus marktüblich sein (ein grosszügiges Freikontingent und dann maximal 1-2 Euro für 1000 Abfragen), sonst können sich weiterhin nur Großunternehmen die VAO leisten.